Qualitätskriterien für Wanderwege
und die Situation in Bad Pyrmont

Es gibt zwei Einrichtungen, die Wanderwege zertifizieren: den Deutschen Wanderverband (DWV, der Dachverband von landesweiten und regionalen Wandervereinen) und das Deutsche Wanderinstitut (ein Zusammenschluss unabhängiger Experten). Letzteres unterscheidet drei Arten von Zertifikaten: Premiumwanderwege, Premium-Spazierwanderwege und Premium-Stadtwanderwege. Der DMV unterscheidet sogar acht unterschiedliche Schwerpunkte bei den Qualitätswegen "wanderbares Deutschland": Stadtwanderungen, "Winterglück", Komfortwandern, Familienspaß, Naturvergnügen, Kulturerlebnis, Entdeckertouren und Traumtouren. Natürlich überschneiden sich die Kriterien für eine Zertifizierung als Qualitäts- bzw. Premiumweg.

Generelle Qualitätskriterien sind:
der Anteil von Fahrstraßen, Schotter- und Verbundwegen (Asphalt, Beton, Verbundsteine) ist limitiert bzw. wird negativ gewertet;
die Wegemarkierung muss durchgängig und eindeutig sein;
Wege sollen abwechslungsreich sein (Landschaftswechsel);
und Wege sollen erlebnisreich sein (natürlich- und/oder kulturelle Highlights bieten).

Was Landschaftswechsel und Attraktivität anbelangt, hat Pyrmont einiges zu bieten:
tolle Aussichten, Wechsel von Park, Wald, Alleen und Feldern;
die drei Türme;
die Erdfälle;
und natürlich die Innenstadt von Pyrmont selbst (Brunnenplatz, Kurpark).

Ein Kriterium des Deutschen Wanderverbands (DWV) im Rahmen der Prämierung "Wanderbares Deutschland" für Tageswanderungen (kurze Wanderwege bis 25km) verlangt mindestens 30% (Wege mit kulturellen Highlights) bzw. 55% (Naturerlebnis-Wege) "naturnahe Wege" - wobei der DWV breite Forstwege offenbar akzeptiert. Demgegenüber werden in den Qualitätskriterien des Wanderinstituts (Deutsches Wandersiegel – Qualitätskriterien für Premiumwege) breite, gerade Wegstrecken (also die typischen Forst- und Feldwege) ausdrücklich negativ gewertet.

Die von der Pyrmonter Tourismus GmbH empfohlenen Rundwege verlaufen fast ausschließlich auf Forstwegen, mitunter sogar auf Schotter und Asphalt. Pfade sind die Ausnahme. Es gibt im Raum Pyrmont auch nur wenige schmale, attraktive Wanderpfade. Und die sind meist recht kurz, meist um 300 Meter, die längsten etwa 500 und 700 Meter lang (die Pfade südlich und nördlich des Königsberges) - und in schlechtem Zustand. Der Wiesenpfad nördlich des Königsbergs zum Beispiel ist vernachlässigt (sehr uneben, an einer Stelle durch einen umgestürzten Baum versperrt, oft zugewuchert), der Waldpfad am Südhang über 250 Meter durch Forstarbeiten (siehe Bildstrecke) zerstört (am Wegbeginn stören auch die wuchernden Brombeerbüsche). Auch die Querverbindung vom Philosophenweg zu den Feldwegen nördlich der Straße "auf der Schanze" wurde durch Forstarbeiten zerstört (2. Bildstrecke). Generell kann man feststellen dass "richtige" Wanderpfade in Pyrmont wohl unerwünscht sind - und das Interesse an echten Qualitäts-Wanderwegen gering ist.

Einen der interessantesten Pfade, den steilen "Schlangenweg" zum Spelunkenturm, haben im unteren Bereich Mountainbiker auf dem Gewissen (keine "Schlangen" mehr - nur eine "Direttissima"). In der oberen Hälfte (oberhalb der Straße zur Sennhütte) ist die Nutzung mit Mountainbikes immerhin verboten - und ein Teil der Mountainbiker hält sich sogar daran, deshalb ist der Wegezustand hier noch erträglich.

Der Anfang des Pfades um den Königsberg (parallel zum Jägerweg)

 

Der Pfad am Waldrand von der Bombergstraße Richtung Holzhausen/Erdfälle

 

Auch die Beschilderung in Pyrmont lässt zu wünschen übrig (eine durchgängige, klare Beschilderung wird von beiden Zertifizierungsstellen verlangt). Hier ein Beispiel:

Das sind Schilder zu den Erfällen in Wanderrichtung. Das letzte überrascht: 1,8 km wären richtig gewesen. Das hat in den letzten 10, 20 Jahren offenbar keiner bemerkt...

Ein Kuriosum ist das Schild in die Vergangenheit beim Spelunkenturm. Seit gut 8 Jahren heißt das frühere "DAK Haus Weserland" "Fachklinik Weserland" - und ohne "DAK". (Man erkennt hier übrigens auch das niedliche Verbotsschild für Mountainbiker am oberen Teil des "Schlangenweges").

Mir persönlich missfällt in Pyrmont zudem, dass alle Wanderempfehlungen nur für Autofahrer gedacht sind: sie beginnen an irgendwelchen Parkplätzen außerhalb (oben bei der Sennhütte, am Gasthof Schellental, beim ehemaligen Gasthof "Langer Grund", oder am DAK(?!) Klinikparkplatz), die gar nicht oder nur schlecht mit dem Bus erreichbar sind. Vom Zentrum aus ist meines Wissens gar kein Wanderweg ausgeschildert.

 

Meine Wandertipps für Bad Pyrmont im Weserbergland

Positivbeispiele: Genießerpfade im Südschwarzwald

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